Die Schule, in der ich von Februar bis Dezember 2023 unterstützte liegt in Offinso. Das ist ein weitläufiges Dorf, nördlich von Kumasi. In der Schule unterstütze ich eine Lehrerin in einer Nursery class (Vorschulklasse) bei den Unterrichtsvorbereitungen, bei der Durchführung von Übungen, bei dem Organisieren und Gestalten von Unterrichtsmaterialien, bei der Betreuung der Kinder, Reinigen des Klassenraums nach Schulschluss, zeitweise beim Digitalisieren der Anmeldedaten, Unterstützung der Examsvorbereitung und –durchführung und beim täglichen Schulablauf.
Der Einstieg lief sehr gut. Ich wurde sehr herzlich von der Gastfamilie aufgenommen. In der ersten Woche wurden mir von der Schulleiterin alle Klassen und Lehrer:innen vorgestellt und auch ich habe mich kurz vorstellen dürfen. Gleich zu Beginn wurde ich gefragt, wie ich mich einbringen möchte. Die Atmosphäre in der Schule ist familiär und wohlwollend, was es mir leicht gemacht hat, meine Ideen und Anregungen zu äußern und einzubringen. Die Schulleiterin, aber auch die Lehrerinnen und Lehrer heißen neue Ideen stets willkommen. Wichtig war, dass ich motiviert an der Organisation und der Umsetzung beteiligt bin. Inzwischen habe ich mich gut in den Schulablauf integriert, habe das Gefühl wirklich unterstützen und mitgestalten zu können. Aufgaben, die vorher schwierig waren zu realisieren, wie z.B. das Protokollieren des Unterrichts, übernehme ich mit. Ich kenne nun jeden Namen der Kinder in meiner Klasse, kann die Kinder bei hohem Lärmpegel besser verstehen, bin routinierter im Tagesablauf und es kostet mich weniger Energie als zu Beginn den Ablauf zu bewältigen, obwohl es mich dennoch fordert. Das sind meine kleinen Alltagserfolge. Ein größerer Erfolg ist das Einbringen von Ideen, Vorschlägen und Anregungen. Eine weitere Freiwillige und ich, durften bis Ende eines Terms einmal pro Woche eine Unterrichtseinheit selbst gestalten. So kann jede von uns das einbringen, worin sie gut ist. Daraus entstand eine aktive Lernzeit, in der wir ein Deutschland-Quiz, Umwelt- und Umweltschutz-Lessons und Theaterübungen gestaltet haben und nun ein Bauprojekt mit den
Schüler:innen umsetzen: einen Leuchtturm aus alten Plastikflaschen. Es kann stressig und laut, aber auch lustig und spannend sein. Jeder Tag hält eine neue Überraschung für mich bereit.
Unabhängig vom Schulgeschehen habe ich sehr viel über das Land gelernt: die Schokoladenproduktion von der Kakaoschote bis zur Schokoladentafel, die Geschichte des Kolonialismus’ in Ghana und den Nachbarländern und die Unterschiede der einzelnen Regionen sowie der größten lokalen Sprachen. In Ghana werden 42 (!) unterschiedliche Sprachen gesprochen. Es passiert schnell, dass man in ein kurzes, freundliches Gespräch verwickelt wird. “You’re welcome” und “Akwaaba” (Twi:“Willkommen”) höre ich regelmäßig
Offinso als Freiwillige tätig.
Am Anfang war ich in der Nursery 2, also einer Klasse von etwa Vierjährigen und habe dort die Lehrerin unterstützt. Das hieß vor allem, Übungen und Hausaufgaben in den leeren Heften vorzubereiten, sodass die Kinder anschließend Zahlen und Buchstaben nachfahren oder einfache Formen ausmalen konnten. Außerdem habe ich beim Essen austeilen und anschließendem sauber machen unterstützt. Gegen Ende des Terms gab es einen Lehrerwechsel und ich bin in die Nursery 1 gewechselt, wo die Aufgaben aber sehr ähnlich waren. Hinzu kam hier noch das Assistieren beim Schreiben der Tests in allen Fächern, was uns eine Woche lang ganz schön auf Trab gehalten hat. Auch die Größe der Klasse stellt einen teilweise ganz schön vor Herausforderungen und ich bin froh, dass wir meistens zu zweit waren. Mit der Zeit habe ich auch selbst angefangen, Lieder mit den Kindern zu singen oder kleine Unterrichtseinheiten zu übernehmen. Da die Kinder noch ziemlich klein sind, haben die Lieder sehr geholfen, dass alle mitmachen, sich bewegen und ein bisschen Spaß dabeihaben. Der Unterricht lief meistens so ab, dass die Lehrenden etwas vorgesagt haben, und die Klasse sollte es nachsprechen. Dabei geht es um das Alphabet, Zahlen, Formen, Laute, Früchte, Farben und ein paar Alltagsgegenstände. So werden die Kinder auch mit Englisch vertraut. Manche sprechen schon sehr gut Englisch. Bei anderen Kindern merkt man, dass sie zu Hause kein Englisch, sondern die lokale Sprache Twi sprechen. Dadurch, dass eine Lehrerin ziemlich streng war, habe ich mich manchmal eher in der Rolle der großen Schwester gefühlt, bei der man sich trösten lassen kann. Jeden Freitag ist die ganze Schule auf dem Hof zum Lobpreis zusammengekommen, was ich total schön fand und die Schüler auch großen Spaß hatten. Ab und zu habe ich im Büro der Schulleiterin und Projektbetreuerin geholfen. Besonders als es darum ging, neue Bücher in den Klassen zu verteilen und abzuhaken, wer schon
welches bekommen hatte. Ein besonderes Ereignis war die Graduation Celebration, bei der es eine feierliche Zeugnisübergabe mit einem kreativen Programm der höheren Klassen für die Eltern gab.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich richtig angekommen war und mich an alle Unterschiede gewöhnt hatte. Es hat mir großen Spaß gemacht, neue Ideen einzubringen und mehr Lieder und Tänze auszuprobieren. Vor allem gegen Ende des Jahres war ich so gut angekommen, dass ich mir alle Namen der Kinder in meiner Klasse mit den dazugehörigen Rucksäcken und Brotbüchsen merken konnte. Es gab definitiv gute und schlechte Tage, aber wenn man sich darauf einlässt, habe ich das Gefühl, dass man wirklich einen positiven Einfluss hinterlassen kann.
Von Oktober 2021 bis zum August 2022 machte ich in Offinso in Ghana meinen Freiwilligendienst. An meinem ersten Arbeitstag wurde ich freundlich vonden Lehrerinnen und Lehrern aufgenommen und die Schulleiterin, Vida, teilte mich als Unterstützung
in den Kindergarten ein. Dort beschränkten sich meine Aufgaben hauptsächlich auf das Korrigieren und Schreiben der Hausaufgaben für die vier bis fünfjährigen Kinder sowie das Beaufsichtigen dieser während der Pause. Vor allem die Pausenaufsicht hat mir trotz der trubeligen und lauten Atmosphäre Spaß gemacht, da ich dabei unter anderem einige Klatschspiele und Sprechgesänge von den Kindern
gelernt habe :).
So vergingen die ersten Wochen, während ich mich in der Schule weiter einlebte und in eine höhere Kindergartenstufe wechselte. Die Kinder in dieser Kindergartenstufe waren zwischen sechs und sieben Jahre alt. Neben dem Korrigieren der Hausaufgaben, kontrollierte ich täglich die Anwesenheit der Kinder und bereitete anderweitiges Unterrichtsmaterial vor. Da die Klasse mit ca. 46 Kindern sehr groß war, unterstützte ich einige Kinder separat beim Lesen und Schreiben, wenn sie beispielsweise etwas von der Tafel abschreiben sollten.
In der zweiten Hälfte meines Auslandsjahres bot ich an, in den höheren Klassen Französisch auf einem niedrigen Level zu unterrichten, da ich die Sprache mochte und bis dahin kein Französisch an der Schule angeboten wurde. Zusätzlich dazu habe ich angefangen eine Website für die Schule zu erstellen, die ich jedoch nicht geschafft habe bis zum Ende meines Auslandsjahres zu beenden. Diese eigenen Projekte haben mir persönlich viel Freude bereitet, da ich das Gefühl hatte zum einen mit den Kindern noch mehr in Kontakt zu kommen und zum anderen meine Fähigkeiten in der Schule miteinbringen zu können.
Insgesamt habe ich die Schule als trubeligen aber angenehmen Arbeitsort wahrgenommen. Die Zeit dort hat mich des Öfteren vor Herausforderungen gestellt wie das Unterrichten von Französisch, die vielen Kinder in einer Klasse oder das Suchen meines Platzes in der Schulstruktur zu Beginn meines Aufenthaltes. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich mich bei Problemen oder Anregungen stets an
die Schulleiterin wenden konnte und sie offen für Ideen und Projekte war.